The licence to leave

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Ich brauche noch einmal meinen Lemuren fix, daher steht der nahe Tana gelegene Lemuren Park am Programm. Im Normalfall 1 Stunde Fahrt, heute müssen wir den streikenden Massen ausweichen, die die Ausfahrtsstraße RN1 mit brennenden Reifen blockiert haben. So stauen wir mit den anderen durch die Stadt. An bunten Märkten vorbei, zeigen auf der Umgehungsroute die Slums der Großstadt ihr häßliches Gesicht. Menschen, die vom und am Müll leben, großflächige Ziegelgruben, winzige, windschiefe Hütten, ein Wellblechdach ist da schon Luxus. Sanitäreinrichtungen? Sauberes Wasser? Gibt’s hier nicht für alle.
Nach drei Stunden können wir wieder in unserer Vazahablase aufatmen. Der Lemuren Park ist ein privater Zoo, der auch als Haustiere gehaltene Lemuren aufnimmt. Sieben Arten wohnen hier, die meisten haben wir schon in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten können. Herzig und gut zu fotografieren sind sie hier allemal.
Aber einer fehlt noch. Ohne ihn gesehen zu haben, darf, nach Meinung unseres Guides, niemand Madagaskar verlassen: der Katta. Da kommt schon die ganze Schar Ringtails den Hang herunter, dabei ein erst neun Tage altes Baby!
NB: Weil Uschi das Wort schon zum dritten Mal verwendet ohne die Bedeutung zu erklären: Vazaha ist die madegassische Bezeichnung für hellhäutige Fremde, ursprünglich natürlich Franzosen.

Das war es für dieses mal. Dichterin und Fotograf hoffen auf ein baldiges Wiedersehen in Wien. Vielen Dank für eure Begleitung.

Uschi & Klaus

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Ambohimanga

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Allen Reisewarnungen zum Trotz verlaufen Rückflug nach Tana und Hoteltransfer wie geplant. Heute haben auch die Demonstranten einen Ruhetag eingelegt. Die nächtliche Ausgangssperre betrifft uns nicht.
Einem Besuch der UNESCO Weltkulturerbestätte am blauen Hügel steht somit nichts im Wege. Der alte Königssitz der Merina liegt auf einem der 12 heiligen Hügel rund um die Hauptstadt und zeigt den Sitz des Gründers mit unaussprechlichem Namen und heroisch abgebildet in Lendenschurz und Speer. Groß kann er nicht gewesen sein, den Bettmaßen nach zu schließen.
Erst seine Nachfolger bauten den Palast weiter aus, bis Ravanelona III., die Schreckliche, den Regierungssitz nach Antananarivo in den 1995 abgebrannten Rova verlegte.
Trotzdem gilt bis heute das Viertel um Ambohimanga als teuerstes Pflaster der Hauptstadt. Jede Bonzenvilla ist von hohen Mauern selbst wie eine Burg abgesichert. Freiheit schaut für uns anders aus.
Dafür gibt es eine Direktanbindung an die einzige Autobahn Madagaskars. Ganz haben sich die Bewohner jedoch noch nicht daran gewöhnt. Mit Zebukarren, querenden Fußgängern und Radfahrern muss man jederzeit rechnen.
Zurück im Hotel – auch von hohen Mauern und Stacheldraht vom Rest der Welt abgeschirmt – lassen wir den Tag am Hotelpool ausklingen.

Abschied vom Paradies

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Noch einmal den einsamen Strand entlang gehen, noch einmal mit den bunten Fischen Schwimmen, noch einmal die köstlichen Meeresfrüchte zu Mittag essen.
Dann müssen wir los. Nicht wie vorgesehen mit dem Boot, sondern Wetter bedingt wieder mit dem Auto. Der Fahrer hat wohl zu viel Computer gespielt, oder er muss dringend aufs Klo oder er hat’s sonst irgendwie eilig. Er tritt sein armes Auto durch die Dünen, dass einem die Bandscheiben leid tun. Verschnaufen kann man nur, wenn er wieder einmal in einem Hinterhof voller Kinder und Ziegen nach dem Weg fragen muss. Klaus‘ open streetmap kennt sich oft besser aus.
Aber dann haben wir’s nach Morondava geschafft und sogar unser Hotel gefunden. Bungalow C3, gleich neben der Kokospalme.

Ein Wind weht von Süd

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Heute segel ich alleine mit den Fischern hinaus um den Salzhafen und die Schnorchelgründe in der Menakybucht zu besuchen. Piratentuch und UV-Schutzleiberl sind hier die wichtigsten Kleidungsstücke. Wer zuviel Sonne erwischt, braucht etwas Auszeit.
Das Wasser ist hier in der Bucht so warm, dass nicht einmal ich den Neoprenanzug brauche. “Snorkel Madam?” Fischer Nr. 1 deutet auf die Felsen entlang der Küste. Ja, sicher. Er springt mit seiner Harpune bewaffnet hinein, ich auf der anderen Seite mit der Unterwasserkamera. Wir sehen uns drüben, deutet Fischer Nr. 2 und beginnt die Pirogue auf den noch weit entfernten Flecken Sand zu zu paddeln.
Wir machen uns auf die Jagd.
Fast übersehen wir die Zeit. Für den Nachmittag gibt’s schon wieder Sturmwarnung. Also los. Unter Vollzeug läuft das Ding gar nicht so schlecht Höhe. Endlich ein super Segelwind, Fischer 1 hängt in den “Wanten”, für Trimm und Ausguck, Fischer 2 hängt sich ans Ruder, und ich versuch die Wenden durch etwas back halten des Segels zu unterstützen.
Von mir aus könnte es ruhig so weiter gehen!

Im Rhythmus der Gezeiten

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Heute ist es ruhig bei Windstärke 2. Mehr hat man uns alten Vazahas nicht zugetraut, aber heute dürfen wir. Nun gehört auch uns eines der Auslegerkanus mit den bunten quadratischen Segeln. Der Mast ist schnell aufgestellt und mit ein paar Leinen fixiert. Die Spiere ist aus gewachsenem Holz und wird am Mast ebenfalls mit Leinen befestigt. Großbaum gibt’s keinen, sehr praktisch für die Passagiere. Die Segelführung passiert mittels zweier Schoten, die oben und unten am Achterliek befestigt sind. Als Ruder setzen unsere Vezofischer ein Paddel ein. Überhaupt das Universalwerkzeug an Bord, zum Höhe schinden, die Brandung überwinden, für jede Art von Unterstützung bei Manövern….
So segeln wir mit der Flut in die Mangroven von Belo. Drei verschiedene Arten gibt es hier, eine davon blüht gerade. Hier ist auch die wahre Heimat der schwarzen Papageien.
Mit sinkendem Wasserstand werden die Stelzenwurzeln sichtbar. Modriger Geruch macht sich bemerkbar, wohl die wahre Ursache der Namensgebung: Belo bedeutet “es stinkt”.
Der Legende nach wurde der ursprünglich Feigenbaum genannte Ort umgetauft, nachdem die Vezo die angreifenden Merinatruppen in die Lagune gelockt und mit der Flut ersäuft haben….
Wir kreuzen uns wieder frei und genießen den frischen Wind im Gesicht.

Am Nachmittag wollen wir eine Wanderung am kilometerlangen Strand gegen Norden unternehmen, um vielleicht den legendären kleinen Strandmenschen zu finden. Leider haben wir nur frische Fußspuren gefunden, aber auch Sandzeichnungen der Fischer, die einen guten Fang beschwören sollen und viel interessantes Strandgut.

Kirindy Mitea

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Die Chinesenarmada hat sich zurückgezogen, der Wind hat gedreht und ist endlich auch etwas abgeflaut. So stechen wir früh morgens mit dem Auslegerkanu in See, zwar nicht ganz stilecht motorisiert, aber immerhin. Mit uns reisen der Skipper, der Nationalpark Guide und ein Bootsmann. Wir werden mit Schwimmwesten und – welche Luxus – mit echten Ölzeugjacken versehen, dann navigiert der Skipper gekonnt durch das Riff hinaus. Entlang der unbewohnten, vermutlich auch unbewohnbaren, Küste fahren wir südwärts.
Unser Ziel: das Vogelschutzgebiet.
Verborgen hinter hohen Dünen liegen zwei Seen, die eine Flamingokolonie beherbergen. Außerdem unter anderen von uns nicht näher bestimmbaren Vögeln Kouas, Drongos, Reiher, Seeadler und den großen Rabenpapagei.
Große Baobabs und Flaschenbaobabs stehen hier nebeneinander, hunderte Jahre alte Riesen mit einem Stammumfang von bis zu 17 m. Eine armdicke Boa flieht vor der Kamera ins Unterholz.
Dann klettern wir zurück über die Düne, rutschen auf der anderen Seite hinunter und besteigen wieder unser Boot.
Nächster Halt: Meeresschutzgebiet. Der Keks im Ozean heißt Nosy Be, also die große Insel, nicht zu verwechseln mit ihrer Namensvetter in, der Touristenhochburg im Norden.
Leider ist es noch etwas trübe von der aufgewühlten See der letzten Tage, trotzdem schnorcheln wir durch eine beeindruckende Unterwasserwelt.
In der Zwischenzeit verwandelt sich der Bootsmann in einen Koch und zaubert ein köstliches Mittagessen auf der einsamen Insel.

Im Trockenwald

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Nach Morgenschwimmen und Wattspaziergang begeben wir uns am Nachmittag auf Expedition in den Trockenwald. An den Salinen von Antsira (Salt Lake City auf Malagasy) vorbei geht’s zur Sifakaforschungsstation Ankoatsifaka. Hier waren im letzten Jahr ganze vier Touristen. Riesige Baobabs prägen die Landschaft, im Unterholz Palisander und die Bäume aus denen die Einbäume hergestellt werden, vereinzelt auch schon Elemente des Dornenwaldes.
Es gelingt uns auch tatsächlich einen der Verreux Sifakas mit Baby aus der Nähe zu sehen. Die zahlreichen Vögel sind eher schüchtern und zeigen sich nur aus größerer Entfernung.
Die Tenreks kommen erst in der Regenzeit hervor. Aber die Königin des Trockenwaldes lässt sich blicken: die Fossa schleicht in der Dämmerung herum! Kein Wunder, dass die Tiere hier so Scheu sind.

Sitting at the dock of the bay

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Die Schiffe ziehen an uns vorbei. Wir beobachten die Lastensegler und Fischerboote die mit der Flut herein fahren bei ihren Manövern. Schwerfällig beim Wenden die einen, handlich die anderen. Weiter draußen hängt die chinesische Fischereiflotte. Es wirkt wie eine Belagerung. Seit die hier sind, sind die Fischbestände in der Gegend merklich zurück gegangen. Besonders schlimm ist es noch weiter im Süden. Dies zwingt die Seenomaden weiter nach Norden zu ziehen, die ansässigen Fischer erhoffen sich ebenfalls bessere Fänge weiter nördlich, ….

Der Tidenhub beträgt hier etwa 2 m. Bei Ebbe ist die Lagune, die unser Hotel vom Fischerdorf trennt, leicht zu durchwaten. Der Ort ist bekannt für seine Bootsbauer. Seit ein französischer Schiffszimmermann hier sein Wissen mit den Einheimischen  geteilt hat, wird das Handwerk innerhalb der Familien weitertradiert. Der Franzose hat ein Ehrengrab im Dorf. Gebaut werden Schoner nach bretonischer Art. Das Holz muss mittlerweile von weit her herangeschafft werden. Mit dem Bau darf erst begonnen werden, wenn der Schamane die Zeit für gekommen hält. Sind ja alles Christen hier. So ein Boot hält nur 10 bis 15 Jahre, wenn das Holz nicht lange genug getrocknet wurde, noch weniger. Der Neubau ist günstiger, als die Reparatur. Nachhaltige Forstwirtschaft ist auch nicht, den Fehler machte schon das antike Europa. 

Noch bedeuten die großen Holzboote Reichtum für die Bewohner. Sie transportieren Waren entlang der Westküste Madagaskars, insbesondere das Salz, das hier in der Nähe gewonnen wird. 

Große Hoffnung setzt man hier auf den Tourismus. Doch zu unserem Glück bleiben die endlosen Strände bis jetzt von den Massen verschont. 

Der Englischlehrer der secondary school lässt uns ein wenig hinter die Kulissen blicken. Hier geht nur eines von drei Kindern zur Schule. Einerseits ist den selbst ungebildeten Eltern der Wert der Bildung zu wenig bewusst, es ist lukrativer, die Kinder betteln zu schicken. Vielen Touristen ist nicht bewusst, was sie mit ihren gut gemeinten Geschenken anrichten. Andererseits können sich viele Familien das Schulmaterial nicht leisten, die öffentliche Schule ist desolat und platzt aus allen Nähten. Die Hälfte der Kinder sitzt am Boden, es unterrichten keine ausgebildeten Lehrer, die Regierung spart. Es ist gar nicht so leicht zu helfen. Gib der Direktorin Geld, und es verschwindet in ihrer Tasche. Gib den hier tätigen NGOs Geld und die finanzieren nur ihre zahlreichen Sitzungen und bringen nichts weiter. Kurz entschlossen kaufen wir im Dorf alle verfügbaren Schulhefte und spenden die der Schule. Nicht viel – aber Hilfe die ankommt.

Nachtrag: Am Abend schwammen die im Osten vergeblich gesuchten Buckelwale draußen vor dem Liegestuhl vorbei.

Die Reise zum bout du monde

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Wir warten aufs Gepäck, der Fahrer wartet auf uns, und dann tauchen wir wieder ein in eine fremde Welt. Sobald wir die Hauptstraße in Morondava verlassen nur noch Piste, jedoch mitten durchs bunte Leben. Die Landschaft ist hier flach, die Vegetation weniger üppig als im Osten. Wir fahren gegen Süden, dorthin wo sich nur wenige Touristen verirren. Daher teilen wir den Fahrweg vor allem mit den Zebukarren, nur wenige Geländewagen kommen uns entgegen.
Drei Mal müssen wir durch Flüsse, Brücken gibt es nicht, in der Regenzeit von November bis April ist Belo sur mer auf dem Landweg nicht zu erreichen.
Dann die ersten Baobabs, dann immer mehr, einzelne eingezäunt, als Wasserspeicher genutzt und der Bevölkerung heilig.
Dann Wüste. Um im tiefen Sand nicht hängen zu bleiben werden Palmblätter aufgelegt, gegen einen Obolus von 5000Ar (ca. 1 €) dürfen wir passieren. Wir nähern uns entlang der Saline unserem Bestimmungsort und, noch durch die Lagune entlang einer ausgesteckten Fahrspur, dann sind wir da: am (anderen) Ende der Welt.

Barfuß am Flughafen

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War es gestern Abend noch Sternen klar, gießt es an unserem letzten Inseltag wieder in Strömen. Unverdrossen nützen wir eine Regenpause für eine Abschiedsrunde in die Nachbarbucht. Weil immer noch nicht ganz auf tropische Verhältnisse eingestellt, vergessen wir Schirm und Regenjacke. Das rächt sich natürlich prompt. Da erweisen sich die verfallenen Gebäude als nützlich um den ärgsten Guß abzuwarten. Dann rasch zum Strandbeisel, das für uns aufsperrt bzw. die Plastikplanen hochrollt. Bei dem Wetter haben sie wohl nicht mit Kundschaft gerechnet.

Wir hätten auch nicht so eilig aufbrechen sollen – bis zur Aurora lodge ist es zwar nicht weit, wir kommen dennoch pitschnass in unserer Reisekleidung an.

„Your boat is already there!“ Schnell die nassen Fetzen in die Taschen gestopft, das „Ölzeug“ übergeworfen, Sandalen in der Hand, das Gepäck unter die angebotene Plastikhülle geschoben und au revoir Auroralodge. Wir werden samt Taschen am Sandstrand abgesetzt, der Bootsführer wandelt sich in einen Gepäckträger und so stapfen wir, die nassen Füße voller Sand zum Flughafen.

Ankunft in Tana bei Sonnenschein, perfekter Transfer zum Hotel Chat’o park, warme Dusche und endlich kein Sand mehr zwischen den Zehen.