Die Schiffe ziehen an uns vorbei. Wir beobachten die Lastensegler und Fischerboote die mit der Flut herein fahren bei ihren Manövern. Schwerfällig beim Wenden die einen, handlich die anderen. Weiter draußen hängt die chinesische Fischereiflotte. Es wirkt wie eine Belagerung. Seit die hier sind, sind die Fischbestände in der Gegend merklich zurück gegangen. Besonders schlimm ist es noch weiter im Süden. Dies zwingt die Seenomaden weiter nach Norden zu ziehen, die ansässigen Fischer erhoffen sich ebenfalls bessere Fänge weiter nördlich, ….

Der Tidenhub beträgt hier etwa 2 m. Bei Ebbe ist die Lagune, die unser Hotel vom Fischerdorf trennt, leicht zu durchwaten. Der Ort ist bekannt für seine Bootsbauer. Seit ein französischer Schiffszimmermann hier sein Wissen mit den Einheimischen  geteilt hat, wird das Handwerk innerhalb der Familien weitertradiert. Der Franzose hat ein Ehrengrab im Dorf. Gebaut werden Schoner nach bretonischer Art. Das Holz muss mittlerweile von weit her herangeschafft werden. Mit dem Bau darf erst begonnen werden, wenn der Schamane die Zeit für gekommen hält. Sind ja alles Christen hier. So ein Boot hält nur 10 bis 15 Jahre, wenn das Holz nicht lange genug getrocknet wurde, noch weniger. Der Neubau ist günstiger, als die Reparatur. Nachhaltige Forstwirtschaft ist auch nicht, den Fehler machte schon das antike Europa. 

Noch bedeuten die großen Holzboote Reichtum für die Bewohner. Sie transportieren Waren entlang der Westküste Madagaskars, insbesondere das Salz, das hier in der Nähe gewonnen wird. 

Große Hoffnung setzt man hier auf den Tourismus. Doch zu unserem Glück bleiben die endlosen Strände bis jetzt von den Massen verschont. 

Der Englischlehrer der secondary school lässt uns ein wenig hinter die Kulissen blicken. Hier geht nur eines von drei Kindern zur Schule. Einerseits ist den selbst ungebildeten Eltern der Wert der Bildung zu wenig bewusst, es ist lukrativer, die Kinder betteln zu schicken. Vielen Touristen ist nicht bewusst, was sie mit ihren gut gemeinten Geschenken anrichten. Andererseits können sich viele Familien das Schulmaterial nicht leisten, die öffentliche Schule ist desolat und platzt aus allen Nähten. Die Hälfte der Kinder sitzt am Boden, es unterrichten keine ausgebildeten Lehrer, die Regierung spart. Es ist gar nicht so leicht zu helfen. Gib der Direktorin Geld, und es verschwindet in ihrer Tasche. Gib den hier tätigen NGOs Geld und die finanzieren nur ihre zahlreichen Sitzungen und bringen nichts weiter. Kurz entschlossen kaufen wir im Dorf alle verfügbaren Schulhefte und spenden die der Schule. Nicht viel – aber Hilfe die ankommt.

Nachtrag: Am Abend schwammen die im Osten vergeblich gesuchten Buckelwale draußen vor dem Liegestuhl vorbei.